Auswirkungen von Gewichtsstigmatisierung in der Beratung und neue therapeutische Ansätze

Die Folgen von Stigmatisierung und Diskriminierungserfahrungen wirken sich nachweislich negativ auf die Gesundheit aus, aber viel zu selten wird aktiv etwas dagegen unternommen. Tatsächlich wird das Stigma in unserer gewichtszentrierten Gesundheitsversorgung, bei der Gewicht und Gewichtsverlust bei der Definition von Wohlbefinden und Gesundheit eine große Rolle spielen, häufig noch weiter verstärkt, da ein hohes Körpergewicht als „Problem“ angesehen wird, das bekämpft werden muss. Warum? Mit einer medizinisch-wissenschaftlichen Ausbildung geht oft die Idee einher, dass mehrgewichtige Menschen nicht gesund sein können. Auf der anderen Seite zeigen Studien, dass ein vorsätzlicher Gewichtsverlust für den Großteil aller Menschen zwar kurzfristig möglich, aber in der Regel nicht nachhaltig ist. Das bringt sowohl Behandler*innen als auch Patient*innen in eine frustrierende Situation und verstärkt die Scham immer weiter, die viele Menschen erleben, weil es ihnen trotz aller Bemühungen nicht gelingt, ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren.

Immer mehr Studien zeigen jedoch, dass es nicht nur möglich, sondern sogar sinnvoll für das Wohlbefinden und die Gesundheit ist, den Fokus weg vom Gewicht zu nehmen und direkt auf gesundheitsfördernde Verhaltensweisen zu legen – und zwar egal bei welchem Körpergewicht. Ziel dieses Seminars ist es, dafür zu sensibilisieren, an welchen Stellen in der Ernährungsberatung Gewichtsstigmatisierung stattfinden kann und welche gesundheitlichen, emotionalen und sozialen Folgen diese für mehrgewichtige, aber auch schlanke Patient*innen haben kann. Nach der Einführung neuer, gewichtsneutraler und inklusiver Therapieansätze wird in Kleingruppen daran gearbeitet, diese als Leitfaden zu nutzen, um die eigene Praxis und Beratung gewichtsneutral(er) zu gestalten, um allen Menschen die vorurteilsfreie, respektvolle und effektive Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, die sie verdienen.

Inhalte:

• Definition von Essvergnügen und Abgrenzung zur biologischen Vorliebe für viel Zucker, Fett und natriumreicher Nahrung
• Wissenschaftliche Datenlage zu Genuss als gesundheitsförderndes Verhalten, Zusammenhang zwischen Achtsamkeit, Bedürfnissen, Genuss und Körpergewicht
• Intuitive Ernährung als Rahmenbedingung für ein genussvolles Essverhalten, das durch Selbstfürsorge motiviert ist
• Praktische Anwendung des „Konzept Genuss“ in der eigenen Beratungstätigkeit

Über die Referentin:

Dr. Antonie Post ist zertifizierte Ernährungstherapeutin (VDOE, VFED), Beraterin für intuitive Ernährung (Ausbildung bei Tribole/Resch) und arbeitet gewichtsinklusiv nach dem Konzept von Health at Every Size®.

Neben 1:1-Beratungen ist sie als Keynote Speakerin zum Thema Health at Every Size® unterwegs. Zusätzlich führt sie einen erfolgreichen Podcast, in dem sie über die Themen Gesundheit, Gewicht und die Anti-Diät-Kultur berichtet.

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Die Veranstaltung enthält 4 UE à 45 Minuten.